Der Originaltext (A SAXON COIN HOARD FROM LINCOLNSHIRE) ist ursprünglich in englisch verfasst worden und wurde mir freundlicherweise vom Autor selbst zur deutschen Übersetzung zur Verfügung gestellt. Der originale Artikel wurde im Januar 1987 ebenfalls im Magazin Treasure Hunting abgedruckt.
egen
Ende 1985 suchte ich eine
Fläche nahe eines Geländes ab, welches als erfolgreich galt für
Funde jeden Alters inklusive einige Artefakte und Münzen aus der
angelsächsischen Zeit. Die totale Fläche war relativ klein, war
jedoch hochgradig mineralisiert und stark von eisenhaltigem
Zeug verseucht. So übel sogar, das ich beschloss den Level des
Diskriminators runter zu drehen in der Hoffnung auf eine
zukünftig leichtere Detektion. Diese Entscheidung bewahrheitete
sich als sehr klug als ich einige Zeit später zuhause den
gefundenen 'Schrott' aussortierte. Ich bemerkte ein unscheinbar
kleines, rostiges Gewicht, als ich jedoch etwas Korrosion
abblätterte und das Objekt unter dem Wasserhahn wusch war ich
überrascht, Kanten von Münzen unter der Verkrustung zu entdecken.
Etwas später am selben Tag traf ich einen Kameraden und es gelang
uns, fünf der Münzen zu separieren und wir konnten nun erkennen,
das effektiv neun Münzen zu einem säuberlichen Häufchen
gestapelt waren. Diese konnten bald als sächsische Penny's
des Lunette Typs identifiziert werden, aber es war aufgrund der
starken Korrosion immer noch nicht möglich, sie einem bestimmten
König zuzuweisen. Da mein Kamerad in seinem Betrieb Zugang zu einem
Röntgen-Computer hatte war es ihm möglich die noch vorhandenen
Korrosionsprodukte zu bestimmen. Dies waren Eisen-, Schwefel-,
Silber- und Calziumoxyde sowie lösliche Salze. Wir reinigten eine
der Münzen welche dann als Penny von Alfred dem Grossen, König
von Wessex (871-899) identifiziert werden konnte. Der Anteil
der Korrosion kann ausgemacht werden durch den Gewichtsunterschied.
Vor der Konservierung der Münze wog sie 54 Grains (3.5 Gramm¹)
und danach gerade noch 13.4 Grains (0.87 Gramm¹)
Mike Bonser, ein Numismatiker welcher bestens bekannt ist in den Metallsucher-Kreisen, gab mit den Ratschlag die Münzen baldmöglichst ins Museum von Lincoln zu bringen, da diese offenbar dringend eine Konservierung benötigten. Am Montag 1985 lieferte ich sie nach Lincoln und am nächsten Mittwoch wurden diese ins British Museum gesandt zur Konservierung und zur formellen Identifizierung. Nebst einem Statement an den Untersuchungsrichter folgte eine lange Zeit der Stille bis ich Mitte Juli 1986 ins Büro des Untersuchungsrichters vorgeladen wurde, da ein Befund vorbereitet worden war. In dieser Zeit wartete ich gespannt auf die Schatz-Untersuchung aber aufgrund einer Verspätung der Rücksendung der Münzen konnte ein Treffen bis am Montag dem 13 Oktober 1986 nicht arrangiert werden. Nach einer sehr kurzen Anhörung urteilte der Untersuchungsrichter, das mein Fund nicht als Schatz angesehen wurde und die Münzen an mich zurückgegeben werden. Dies war eine grosse Überraschung für mich, da das British Museum ein Fall daraus machte wegen absichtliche Verheimlichung und empfahl eine Deklaration zum Schatzfund.
Für Lincolnshire war der Fund jedoch sehr bedeutsam, da
vorher nur von drei Schätzen mit angelsächsischen Münzen berichtet
werden konnte in der ganzen Grafschaft. Dieser war der erste Fund
mithilfe eines Metalldetektors und ist bis jetzt der früheste datierte
Schatz angelsächsischer Pennies aus Lincolnshire und ist somit
ungefähr 25 Jahre älter als der Münzschatz von Tetney. Weiterhin
ist auch ungewöhnlich, das keine vorherigen Funde von Pennies aus
Lincolnshire gemacht wurden, welche alle im Südosten geschlagen wurden.
Mein Fund, welcher um 873 n.Chr. vergraben worden sein muss, enthält
2 Pennies von Burgred von Mercia, 1 Penny von Aethelred I
von Wessex und 6 Pennies von Alfred von Wessex. Marion
Archibald zeigt in ihrem Bericht vom British Museum auf, das die
Münzen von Alfred (von Wessex) in einer höheren Häufigkeit vorkommen
als man von einem Fund aus dem historischen Königreich von Mercia
erwartet und zusammen mit anderen Hinweisen erscheint es als wichtig,
die Ausdehnung des Zahlungsverkehrs selbst mit Münzen dieser
frühen Periode nicht zu unterschätzen.
Diese Münzen wurden offensichtlich in einer Art Behälter aufbewahrt, welcher verrottet ist - sonst wären sie nicht so säuberlich gestapelt gefunden worden. Der Fakt das die Münzen gänzlich von einer Eisenkorrosion umgeben sind sagt mir, das der Fund in sich komplett ist. Wie Frau Archibald in ihrem Bericht aufzeigt stellten 9 Pennies im 9. Jahrhundert eine beachtliche Summe dar und entspricht dem heutigen Kaufwert von 100£ und entsprach damals dem Wert von zwei Schafen. Die Frage, ob diese Münzen absichtlich verborgen wurden oder ob sie verloren worden sind bleibt wohl für immer offen.
In unsicherere Zeiten wird ein vermehrtes Horten von Wertgegenständen
festgestellt und als logische Folge wurden somit auch mehr Schätze
von ihren Eigentümern nicht mehr ausgegraben. Aus dieser Sichtweise
war das 9. Jahrhundert eine sehr beunruhigenden Zeit in Lindsey
wegen Einfällen der Dänen welche -wie wir glauben- 841 n.Chr. begannen.
Um 872 überwinterte eine mächtige dänische Wikingerarmee in Torksey und
im folgenden Jahr (vorgeschlagene Datierung meines Fundes) wurde
Mercia unterjocht und Burgred ins Exil getrieben
Zusammenfassend möchte ich mich bedanken bei Mike Bonser und Mark Blackburn für ihre Ratschläge und Unterstützung; dem British Museum für den Bericht und die Konservierung der Münzen und dem Untersuchungsrichter für seine hilfreiche Richtungsweisung von gesetzlichen Abläufen. Gerne würde ich den Fund intakt halten falls möglich und werde ihn als erstes dem Museum von Lincoln zur Akquisition anbieten. Andere Parteien haben offensichtlich ein Interesse und natürlich müssen dem Landeigner Anteile bezahlt werden. Ich werde die Leser über die Entscheidung der Zukunft der Münzen auf dem laufenden halten.
Die Münzen wurden an das Lincolnshire County Council verkauft und wurden kurz nach dem Verkauf im Münzkabinett der Usher Galerie ausgestellt. Seit dieser Zeit sind sie nirgendwo mehr zu sehen. Jedoch wird in Lincoln ein neues Museum gebaut und ich hoffe, das diese Münzen dann wieder zu sehen sein werden.
¹) meine eigene Anmerkung.